Suppi-Barf und Frankenprey (Plus)

  • Wer sich mit dem Thema Barfen beschäftigt, stolpert früher oder später über Aussagen wie „Ich will aber nicht mit Pülverchen arbeiten, sondern natürlich“, „FP ist so viel einfacher“ oder „Ich möchte lieber ohne Supplemente barfen“.


    All diese Aussagen sind nicht wirklich korrekt, wenn vielleicht auch nicht komplett falsch. Deswegen will ich in diesem Artikel darauf eingehen, was Suppi-Barf und Frankenprey (abgekürzt FP) sind und sie abschließend miteinander vergleichen. Außerdem gehe ich auf die benötigten Nährstoffe ein und wie sie bei der jeweiligen Methode hinzugefügt werden können.


    Noch bevor ich mit beiden Modellen beginne, möchte ich einen Punkt in dieser gesamten Diskussion herausstellen: Der Begriff Supplemente bedeutet nicht zwingend, dass es sich um Suppi-Barf dreht. Man verwendet sie auch beim FP. Denn Supplemente sind die Bestandteile im Futter, die aus reinem Fleisch (zu dem Herz und Magen zählen) eine ausgewogene Ernährung machen. Es spielt dabei keine Rolle, ob diese Supplemente nun in Form von Knochen, Knochenmehl oder Dicalciumphosphat dem Fleisch zugesetzt werden, alle drei sind Supplemente und sorgen vordergründig für dieselben Nährstoffe. Ein weiteres Beispiel sind Blut, Blutmehl, Fortain oder Eisentabletten.

    Wenn also im Zusammenhang mit Natürlichkeit gesagt wird (und es wird bei pauschalen Methoden fast immer erwähnt, dass man keine/kaum Supplemente benötigt), dass man ohne Supplemente barfen möchte, dann tut es mir leid, aber ich enttäusche euch gleich mal: Es geht nicht. Außer ihr schafft es, ausschließlich ganze Beutetiere zu verfüttern, die wirklich vollständig sind (oft genug fehlt trotz angeblicher Vollumfänglichkeit etwas, weil beispielsweise die Tiere ausgeblutet wurden usw.). Und auch da braucht es dann Abwechslung. Mäuse aus der Zucht sind beispielsweise nicht geeignet, weil sie in ihrer Zusammensetzung durch die Zucht sehr weit von Mäusen in der Natur entfernt sind. Andere Futtertiere funktionieren gegebenenfalls, allerdings ist diese Form der Ernährung für gewöhnlich sehr kostenintensiv.

    Es bleibt also festzuhalten: Es braucht immer Supplemente, solange ihr das Futter selbst zusammenstellt.


    Suppi-Barf

    Der eigentliche Begriff dafür ist übrigens „Barfen mit natürlichen Supplementen“. Wenn ich dann Aussagen wie am Beginn des Artikels sehe, ist das schon leicht widersprüchlich.

    Grundsätzlich taugt die lange Bezeichnung meiner Ansicht nach auch nicht wirklich. Man kann tatsächlich (fast) vollständig mit Supplementen natürlichen Ursprungs arbeiten, muss es aber nicht. Demnach kann Futter, das nach dem Suppi-Barf-Prinzip berechnet worden ist, tatsächlich „Barf mit natürlichen Supplementen“ sein, es geht aber auch anders.


    Suppi-Barf bedeutet in erster Linie, dass für jeden Nährstoff festgelegte Bedarfswerte zugrunde gelegt werden und auf Basis dieser berechnet wird, wie viel von welchem Nährstoff dem verwendeten Fleisch noch fehlt. Dafür gibt es auch keinen einzigen gültigen Wert pro Nährstoff, sondern unterschiedlich große Spannen. Ermittelt worden sind diese von verschiedenen Instituten, wobei sich die Ergebnisse teils stark unterscheiden, woraus diese Spannen resultieren. Grundsätzlich empfiehlt es sich, sich eher nicht zu sehr am Rand dieser Spannen aufzuhalten. Denn eines ist wichtig: Egal, welche Nährwerte Datenbanken liefern, Fleisch, wie auch alle anderen Zutaten natürlichen Ursprungs, sind immer etwas unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung. Ausnahmen bilden Supplemente, die klar deklariert sind (exakter Jodgehalt beim Seealgenmehl usw.), die deswegen auch immer zu verwenden sind. Die Ungenauigkeiten, die Fleisch und Co. ins Futter bringen, sind ausreichend. Ohne genaue Angaben bei den Supplementen lässt sich die Berechnung im Suppi-Barf nicht umsetzen.


    Beispiel:

    Calcium wird in der Berechnung mit der Obergrenze als Bedarf angesetzt. Das Fleisch in der Datenbank hat aber einen niedrigeren Gehalt, als das Fleisch, das ihr gekauft habt (das kann immer passieren). Damit würde das Futter mehr Calcium enthalten, als es eigentlich sollte. Liegt der Bedarfswert dagegen in der Spanne (statt an der Obergrenze), überschreitet ein etwas höherer Ca-Gehalt im gekauften Fleisch in der Gesamtrechnung den Bedarf nicht.


    Beispielberechnung mit fiktiven Zahlen:

    - Bedarfsbereich Ca: 50 – 100 mg pro kg Körpergewicht

    - zugrunde gelegter Bedarfswert: 100 mg

    - Fleisch enthält laut Datenbank: 30 mg

    - für die Zugabe berechnet: 70 mg

    - gekauftes Fleisch enthält: 40 mg

    = im Futter enthaltenes Ca: 110 mg


    Frankenprey

    Erst einmal ist Frankenprey nur ein sehr grober Begriff. Einerseits gibt es selbst bei dieser Methode verschiedene Ansätze (z. B. auch Frankenprey Plus (FP+)). Zum anderen gibt es weitere pauschale Modelle wie Prey Model Raw usw., die ähnlich funktionieren.

    Gemein haben diese alle, dass pauschal supplementiert wird. Es geht nicht darum, Nährstoffe, die dem Fleisch fehlen, bedarfsgerecht zu decken, sondern es werden stattdessen prozentual Beutetiere nachgebaut. Dabei ist es egal, welches Fleisch man verwendet. Und deswegen ist gerade bei diesen pauschalen Modellen viel Abwechslung extrem wichtig.


    Beim Frankenprey wird ein bestimmter Prozentsatz Fleisch, Knochen und Innereien zugrunde gelegt. Frankenprey Plus bekommt zusätzlich noch Fisch und Blut, außerdem gegebenenfalls Lachsöl, Vitamin E, Taurin und Calcium. Das hängt unter anderem davon ab, was für Innereien verfüttert werden, also welche Nährstoffe dadurch bereits abgedeckt werden. Außerdem spielt die Einstellung der Katzenbesiter_innen eine Rolle: Gerade Vitamin E ist ein sehr umstrittenes Thema, für das es kein festes Richtig oder Falsch gibt.


    Und genau das ist der Punkt, an dem die Aussage „FP ist so viel einfacher“ ganz schnell ins Wanken geraten kann. Erst einmal klingt „XY % Fleisch, YZ % Knochen und XZ % Innereien (gesplittet in die eine Hälfte Leber, die andere Hälfte abwechselnd andere Innereien)“ einfach. Doch ganz schnell kann dies zur größten Stolperfalle werden.

    Einerseits muss man sehr genau darauf achten, welche Innereien man verwendet, grob im Blick haben, welche Nährstoffe sie mitbringen (beispielsweise liefert Gänseleber weit weniger Vitamin A als Rinderleber, dafür aber viel mehr Kupfer) und immer wieder bei der Auswahl schauen, welche man beim nächsten Mal nutzt, um einen Ausgleich zum vorigen Rezept zu schaffen.

    Andererseits wird es auch dann problematisch, wenn Krankheiten, Unverträglichkeiten oder Abneigungen der Katzen diese Auswahl einschränken. Dann muss man nämlich in der Lage sein, umzurechnen, wie viel man eines im FP(+) nicht üblichen Supplements hinzufügen muss. Z. B. muss beim Ersatz von Niere durch Bierhefe, um Vitamin B abzudecken, der prozentuale Anteil Niere (beispielsweise 2,5 %) übertragen werden. Dieser prozentuale Anteil am Futter ist in Gramm Bierhefe natürlich nicht genauso hoch wie in Gramm Niere. Entsprechend muss man zumindest wissen, wie umgerechnet wird, wo man den Nährwertgehalt an Vit. B in Niere findet und das dann auf die vorliegende Bierhefe umrechnen (und da Vit. B ein Komplex aus mehreren Vitaminen ist, kann auch das verwirrend sein). Es ist machbar. Wichtig ist aber, sich das Wissen anzueignen, wie man in solch einem Fall Supplemente ersetzen kann.

    Hinzu kommt, dass es für manches bislang zu wenige Nährwerte gibt. Das beste Beispiel dürften Knochen sein, denn die Nährwerte stammen in erster Linie aus Nährwertdatenbanken für Menschen und wie viel Calcium und Phosphat (und in sehr geringen Mengen weitere Nährstoffe) diese enthalten, ist für unsere Ernährung reichlich nebensächlich. Für eure Katzen aber nicht. In den meisten Fällen ist es nötig, trotz Knochen gesondert Calcium zuzufügen, weil neben der Deckung der Bedarfswerte auch noch das Verhältnis von Ca zu P eine wichtige Rolle bei der Katzenernährung spielt.


    Wer sich damit auskennt, wer auch mal auf dem Papier kurz nachrechnet, wie sich der Ausgleich der Nährstoffe bewerkstelligen lässt, wird seine Katzen auch mit solchen pauschalen Modellen sehr gut gesund ernähren können. Berechnungstools, die außerhalb von Suppi-Barf auf so etwas achten, sind mir aber nicht bekannt, weil das dem gesamten Ansatz der Methode widerspricht.



    Grundsätzlich ist es wichtig, zu wissen, was wofür ins Futter kommt. Meine Beobachtung ist leider, dass das beim FP häufig noch kürzer kommt als beim Suppi-Barf. Wer sich diesbezüglich Wissen aneignet und gewissenhaft umsetzt, kann auf beide Weisen seinen Katzen nicht schaden. Aber nur der pauschalen Formel zu folgen, kann langfristig durchaus schiefgehen. Und wenn dadurch Schäden entstehen und sich diese erst einmal zeigen, ist es oft leider zu spät. Womit ich nicht sagen will, dass niemand nach FP (wobei ich wie mit der Ca-Zugabe zu Knochen bereits gesagt habe, dann zumindest FP+ für sinnvoll erachte) barfen soll. Wichtig ist, über diese pauschale Formel hinauszugehen, mehr Wissen anzusammeln und mit diesem dann verantwortungsbewusst Futter zusammenstellen zu können.



    Gegenüberstellung


    Gemeinsamkeiten

    Beide Ansätze zielen darauf ab, gesundes Futter für Katzen zu erstellen. Was bei einem ernährungstechnischen Nischentier wie der Katze eben bedeutet, dass immer alle Nährstoffe ausgewogen sein müssen (außer Vit. A und D, da sie in der Leber gespeichert werden). Dies ist auch einer der großen Unterschiede zum Hunde-Barf. Es ist bei Katzen nicht möglich, heute Knochen zu verfüttern und damit den Bedarf für die nächsten Tage zu decken. Da spielt es keine Rolle, ob Suppi-Barf oder FP(+).


    Unterschiede

    Der Hauptunterschied liegt darin, dass Suppi-Barf feste Bedarfswerte nutzt, FP dagegen prozentual ein Beutetier nachbaut. Beim Suppi-Barf kann damit z. B. der Anteil an Leber im Futter von Rezept zu Rezept schwanken, je nachdem, wie viel Vit. A die jeweilige Leber enthält (Rinderleber kommt beispielsweise weit weniger ins Futter als Gänseleber). FP hat dagegen immer den gleichen prozentualen Anteil und lebt deswegen von der Abwechslung, um nicht langfristig zu einer Über- oder Unterversorgung zu führen. Dies gilt auch für andere Nährstoffe.



    Supplementierung

    Wie eingangs erwähnt, müssen in beiden Ansätzen Supplemente verwendet werden. Nachfolgend führe ich übliche Supplemente für Nährstoffe auf, wobei manche bei der einen Methode gängiger, weniger gängig oder schwer umsetzbar sind und andere bei der anderen Methode.


    SB = Suppi-Barf

    FP = Frankenprey

    FP+ = Frankenprey Plus


    Vitamine

    Vit. A

    Leber (SB, FP, FP+)

    Leberpulver (ggfs. SB)

    Retinol (reines Retinol aus der Apotheke, eher ungewöhnlich)


    Vit. B

    Niere (FP, FP+)

    Bierhefe (SB, FP+)

    Vit.-B-Komplex (SB)


    Vit. D

    Lachs (Salmo Salar) (SB, FP+)

    Regenbogenforelle (SB, FP+)

    Vit.-D-Kapseln/-Tabletten/-Perlen (SB)


    Vit. E

    Tropfen von allcura (SB, ggfs. FP+)

    Vit.-E-Pulver (SB)

    Vit.-E-Kapseln (SB)


    Natrium

    Meersalz (SB)

    Tafelsalz (SB)

    Blut (SB, FP+; Blut deckt im SB nur einen Teil des Na-Bedarfs)


    Calcium

    Knochen (FP, FP+)

    Eierschale (SB, ggfs. FP+)

    Calciumcarbonat (SB)


    Phosphat

    Knochen (FP, FP+)

    Knochenmehl (SB)

    Dicalciumphosphat (SB)


    Eisen

    Blut (SB, FP+)

    Blutmehl (getrocknetes Vollblut) (SB)

    Fortain (nur Hämoglobin statt getrocknetem Vollblut) (SB)

    Eisentabletten (SB)


    Jod

    Fisch (FP+)

    Seealgenmehl (SB)

    Jodtabletten (SB)


    Taurin

    Taurinpulver (SB, FP+)


    Knochen werden im Suppi-Barf für gewöhnlich nur bei pauschalen Rezepten verwendet, die eher die Ausnahme darstellen. Da es keine zuverlässigen Nährwerte für Ca und P für Knochen gibt, lassen sich Berechnungen mit Knochen nicht anstellen. Deswegen werden sie auch nur pauschal verwendet.


    Beim FP(+) wird oft ein Supplement zur Deckung mehrerer Nährstoffe verwendet. So liefert Blut in erster Linie Eisen, aber auch einen Teil Natrium. Ebenfalls liefert Milz Eisen, Leber zu einem kleinen Teil ebenfalls.

    Auch das erschwert es, die Ausgewogenheit beim FP(+) im Auge zu behalten, aber es ist nicht unmöglich. Wichtig ist, dass man sich damit auseinandersetzt, welche Nährstoffe in welchen Supplementen enthalten sind. Der Fisch für Vitamin D kann je nach Auswahl viel oder wenig Jod enthalten. Vor allem hier ist auch Abwechslung wichtig, denn gerade Jod ist einer der Nährstoffe, bei denen der Spielraum nicht sehr groß ist.


    Was ich mit dieser Übersicht der Nährstoffe ebenfalls zeigen möchte, ist, dass Pulver nicht zwingend „unnatürlich“ bedeuten. Sie sind vielleicht durch Aufbereitung nicht ganz so natürlich (z. B. Knochen vs. Knochenmehl), dennoch hat Knochenmehl ebenfalls einen natürlichen Ursprung und liefert eben auch in sehr kleinen Mengen weitere Nährstoffe (anders als Dicalciumphosphat). Und es ist auch möglich, das Katzenfutter mit solchen Supplementen natürlichen Ursprungs zusammenzustellen. Die Ausnahme stellt Taurin dar, das in natürlicher Form keinen ausreichenden Tauringehalt liefert.


    Fazit

    Ich hoffe, dieser Artikel zeigt euch ein bisschen auf, wo die Unterschiede zwischen beiden Herangehensweisen liegen und was sie trotzdem gemein haben. Suppi-Barf kann ebenso natürlich sein wie FP+. Und für FP+ braucht es mehr Wissen als nur ein paar Prozente, um verantwortungsbewusst an die Katzenernährung heranzugehen.

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