Mika hat nach Biss Angst vor großen Hunden - was tun?

  • Hallo,


    am 26.12. wurde Mika von der Hündin meiner Schwester (Retriever-Ridgeback-Mix) gebissen, aber zum Glück kaum verletzt. Es hatte sich beim Spielen die Situation ergeben, daß ihre und meine Hunde (insgesamt 4) in den Korridor gerannt sind, was der Hündin in der Enge zu viel wurde, woraufhin sie Mika angriff. Der Rüde meiner Schwester (Labrador) machte sofort mit (die Hündin ist die dominantere und der Rüde macht immer mit, was sie so tut).


    Wir konnten die Hunde schnell trennen, Mika war sehr verstört, hatte aber nur minimale oberflächliche Wunden am Hals, die desinfiziert wurden. Er hatte Todesangst bei dem Angriff, hat geschrien wie ich nie wieder hören möchte, gezittert und völlig verstört geguckt. (Die Hündin kommt aus schlechter Haltung, meine Schwester hat sie gut wieder "hinbekommen". Daß sie revierverteidigend und auch futterneidisch ist wissen wir und sind entsprechend vorsichtig, aber in dieser Situation waren die Hunde schneller als wir. Vorher war das gemeinsame Spielen nie ein Problem.)


    Wenn ich jetzt den Namen der Hündin erwähne, guckt er sofort ganz unterwürfig und legt die Ohren nach hinten, soweit das bei seinen Schlappohren möglich ist. Draußen hat er jetzt zweimal einen Hund, der an seinem Kopfbereich geschnuppert hat, weg geknurrt - hat er so vorer nie gemacht. Er verbellt an der Leine alle Hunde von Weitem, im Freilauf kommt er zu mir, wenn größere Hunde sich ihm nähern. Ich möchte nicht, daß ich seine Angst unbewußt verstärke. Wenn er bellt, ignoriere ich es und gehe in normalen Schritttempo an den entgegen kommenden Hunden vorbei; versteckt er sich hinter mir, lasse ich ihn, schenke ihm aber keine Aufmerksamkeit. Sein Knurren habe ich mit einem "Aus" kommentiert und mich mit dem jeweils anderen Hundebesitzer weiter unterhalten.


    Wir treffen oft Hunde, die sich nach kurzer Begrüßung nicht weiter für meine beiden interessieren; diese Begegnungen nutze ich immer, mich mit dem Hundehalter länger zu unterhalten, um Mika Situatonen zu bieten, in denen er merkt, daß nicht von allen großen Hunden eine Gefahr ausgeht und er sich entspannen kann.


    Sind meine Vorgehensweisen richtig? Was kann ich noch tun?
    Ich habe überlegt, mich mit meiner Schwester und ihren Hunden draußen zu treffen, wo die Situation entspannt sein wird (die Hündin ist ja nicht bösartig - wobei ich selber zugegebenermaßen auch etwas Angst vor einem Zusammentreffen habe, da der Schock auch bei mir tief sitzt). Andererseits habe ich die Befürchtung, daß Mika zu verängstigt sein wird und die Situation noch schlimmer wird. Sollte ich damit warten, bis er auch bei anderen Hunden wieder mehr Vertrauen hat?


    Es wird nicht zu vermeiden sein, daß die Hunde bei Familienfeiern oder so wieder zusammentreffen (wobei ich dann die Hunde entweder in getrennten Räumen unterbringen oder -mal der eine, dann die andere- angeleint halten würde, je nach Situation). Ein großer Fehler war sicher das ausgiebige Trösten nach dem Angriff, außerdem hat Mika meine eigene Panik sicher bemerkt. Allerdings konnte ich nicht anders, als meinen verstörten Hund auf den Arm zu nehmen und ausgiebig zu untersuchen und beruhigen. So, wie er geschrien hat, dachte ich er wäre schwerst verletzt... ich darf gar ich drüber nachdenken.


    Habt ihr noch Tips für mich?


    Liebe Grüße,
    Michaela

  • Hi Nenya


    hm...das ist natürlich blöd gelaufen.
    Trösten war nicht wirklich gut, aber so war es halt nun mal.


    Die Enge in dem Korridor hat die Situation noch angeheizt. Beim nächsten Mal wird im Haus halt nicht gespielt - fertig. Nur draußen, wo sich die Hunde auch aus dem Weg gehen können.
    Meiner Meinung nach ist ein Haus auch nicht unbedingt der geeignete Ort um, Hunde spielen zu lassen :rolleyes:
    Da sollten sich die Hunde schon zivilisiert benehmen. Wenn´s ein ruhiges Spiel ist (z.B. ein "Knabberspiel"), dann okay, aber sobald es zu grob wird, gehe ich dazwischen und unterbinde das Spiel. Punkt - keine Diskussion.
    Wenn ich Hundebesuch bekomme, dann gehen wir erstmal Spazieren, damit sich die Hunde austoben können und wir dann gemütlich Kaffee trinken können, die Hunde sollen sich dann im Haus ruhig verhalten.


    Ich würde Dir raten, das Ganze schnell zu vergessen, und in den Normalzustand zu kommen ;) Trefft Euch draußen und geht zusammen entspannt los. Hunde sind nicht nachtragend und ich denke mal beim nächsten Mal wird es wieder okay sein.


    Und wenn Mika knurrt, wenn ein anderer Artgenosse am Hals riecht, darf er das. Es ist ein Warnzeichen für den anderen Hund ihm nicht zu nahe zu kommen. Völlig legitim. Wenn der andere Hund gut sozialisiert ist, wird er sich zurücknehmen.
    Es ist gut, wenn Du mit anderen Hundebesitzern ein Pläuschchen hälst. Falls Du dann merkst, daß es für Mika unangenehm wird, dann bewegt Euch während dem Gespräch - das bringt Spannung raus.


    Sei froh, daß sich Mika an Dir orientiert, wenn er andere Hunde sieht. Freu Dich drüber :)


    An der Leine einfach weitergehen, kommentarlos. Wenn genügend Distanz da ist, kannste ja mal stehenbleiben, damit Mika gucken kann - bewirkt manchmal viel - und dann einfach weitergehen.
    Oder Du suchst Dir einen gut sozialisierten Hund und ihr geht erstmal in großer Distanz aneinander vorbei und dann die Distanz verringern, wenn Mika sich gut an Dir orientiert.


    Also dann viel Glück und keine Panik auf der Titanik.
    Klar kann ich mir vorstellen, daß Du total geschockt warst, als dein Mika so geschrien hat, manche Hunde schreien sehr laut, wenn´s mal zum Gerangel kommt. Da zerreist einem das Herz - aber wie gesagt, daß renkt sich ein.


    Bei Familienfeiern würde ich die beiden Hunde nicht zu nahe beieinander liegen lassen. Auch da gilt, ruhiges Verhalten - draußen kann getobt werden. In getrennten Räumen würde ich sie nicht halten. Lieber an der Leine und mit viel Distanz, falls es zu spannungsgeladen sein sollte.


    Vielleicht sieht das der ein oder andere ja anders, ich würd´s halt so machen.
    Und wenn Du Dir sehr unsicher bist und Angst hast, dann einen guten Hundetrainer kontaktieren und mit ihm die Situationen üben.


    Liebe Grüße Steffi

  • Hallo,


    danke für deine Antwort. Das Trösten war für den weiteren Verlauf wirklich falsch, andererseits in dieser Situation meiner Meinung nach aber für Mika schon wichtig, um sich beschützt zu fühlen. Das war ja kein Gerangel mehr - zwei 30 Kilo Hunde auf einem 11 Kilo Hund, ich konnte Mika erst gar nicht sehen und dachte er wäre schon schwer verletzt. Er hatte richtige Todesangst und, wenn auch leichte, Bissspuren am Hals. Er hat auch nicht laut geschrien, sondern mehr so wie ein panisches, abgehacktes, gepresstes Gewinsel mit Jaul-Einlagen. Ich kann es gar nicht beschreiben. Es hörte sich gar nicht an wie von einem Hund.
    Naja, rückgängig machen kann ich es ja eh nicht. Zumindest orientiert er sich, wie du sagst, jetzt deutlich mehr an mir und scheint sich durch mich auch beschützter zu fühlen.


    Die Hunde dürfen bei meiner Schwester im Wohnbereich schon spielen, da er echt riesig ist, ohne enge Ecken. Richtiges Toben mit Jagen und so nicht, aber ein wenig rumtollen ist schon erlaubt. Finde ich auch ok. Meine Hunde spielen ja auch bei mir im Wohnzimmer, wenn sie möchten. Der enge Korridor war halt, wie du schon sagtest, das Problem. Und in den dürfen die Hunde nicht, da sie dort nicht richtig "in Sicht" sind. Es sind aber alle bei blöderweise gerade offener Tür dorthin gerannt...


    Ja, getrennte Räume werden wohl eh nicht durchführbar sein. Mika würde an der Tür kratzen, um zu mir zu kommen, und die Hunde meiner Schwester würden bestimmt bellen oder sonstwie auf sich aufmerksam machen - das sind Vermutungen, weil wir sie ja noch nie weggesperrt haben. Aber entspannt wird es für mich nicht mehr sein, mit allen vieren in einer Wohnung, so daß entweder die Hündin oder meine beiden an der Leine sein müssen. (Eher meine, damit Macy sich nicht bedrängt fühlt, falls meine sich ihr nähern.)


    Und draußen mache ich dann so weiter wie bisher... und werde mich mit meiner Schwester und ihren Hunden demnächst draußen treffen. In ihrer Wohnung gehe ich allerdings kein Risiko mehr ein - wenn ich mal hinfahre, dann ohne Hunde. Zumindest in nächster Zeit.


    Einen Hundetrainer würde ich kontaktieren, wenn Mika noch schlimmere Angst entwickelt und sich das manifestiert.
    Ich denke, so wie es jetzt ist sind wir auf einem guten Weg. Außerdem habe ich hier bei uns leider noch nie von einem guten Hundetrainer gehört.


    Danke nochmal für die Antwort, Steffi, ich werde deinen Rat beherzigen und erstmal meinen eigenen Schock überwinden!


    Liebe Grüße,
    Michaela

  • Steffi hat das alles schon sehr gut erklärt.
    Nur noch ein Tipp: egal was du dir jetzt vornimmst, klar möglichst vieles solltest du locker sehen - aber manchmal kann man das eben nicht, also mach kleine Schritte, und wenn du merkst das DICH die Situation nervös machst, dann versuche sie zu entspannen (mehr Distanz, kleinere Zeiteinheiten - ....,) - denn wenn dein Hund merkt dass du Stress hast, wird es für ihn um so schlimmer. Also trau ihm schon eine Menge zu - aber in deinem Tempo. (Fahr ruhig in ihre Wohung mit Hund, aber vielleicht erst draussen spazierengehen und sie beobachten, wenn es dann für euch beide o.k. war, dann nur ganz kurz in die Wohnung an Leinen, schau einfach mal hin, Stück für Stück, denn erstens weiss dein Hund sowieso dass du dort warst - und fragt sich warum er ausgeschlossen ist und ausserdem können Hunde wesentlich mehr als wir glauben, und wenn es wirklich ernsthaft gewesen wäre, dann wäre die Verletzung auch erheblicher, also einfach Mika beobachten und dich natürlich auch, vertrau ihm und dir :thumbup: ). Viel Erfolg und liebe grüsse Martina

  • Hallo Michaela!
    Natürlich merkt dein Hund, dass du jetzt auch irgendwie unsicher bist. Das ist völlig
    menschlich und glaube bloß nicht, dass du das überspielen kannst, dein Hund riecht das geradezu. Da ich mit meinem Randy mal etwas ganz ähnliches erlebt hatte, nur dass der sehr schwer verletzt wurde, kann ich gut nachvollziehen wie es dir geht.
    Wenn dir andere Hunde entgegenkommen achte mal auf die Körpersprache deines Mika, wahrscheinlich zeigt er schon früh Beschwichtigungsgesten wie Schnauze leckken,
    Ohren anlegen, schnüffeln usw. Dann würde ich ihm schon erlauben einen Bogen um den anderen Hund zu gehen, wenn möglich soweit dass er sich sicher fühlt. Mit der Zeit
    wird das besser, wenn du es rechtzeitig schaffst die Aufmerksamkeit ganz auf dich zu ziehen kannst da auch näher vorbeigehen. Du kennst ja sicher auch die meisten Hunde die dir auf euren Spaziergängen begegnen und kannst für viele positive Begegnungen sorgen.
    Mit den Hunden deiner Schwester würde ich gemeinsame Spaziergäng unternehmen, dass
    entspannt sich braucht aber Zeit und schließlich wollt ihr euch ja auch weiterhin mit den Hunden besuchen.
    Angst ist immer sehr schwietrig zu beheben und braucht Zeit. Wer Angst hat kann nichts lernen, dass solltest du dir immer sagen und Geduld haben.
    Liebe Grüße Sabine

  • Das is ja echt schlimm, der arme Kerl ;(
    Meine Susi hatte auch lange Zeit Angst vor großen. Sie hat dann immer zu kreischen angefangen wenn ein anderer Hund auf sie zu ist. Leider haben das manche als Schwäche gewertet und sind auf sie losgegangen :S
    Gebissen wurde sie gottseidank nie, nur angegangen.
    Ich hab dann beschlossen eine THP aufzusuchen. Meine Susi war ja schon interessiert an anderen Hunden, nur hat sie sich irgendwie nicht getraut. Ihr stand ihre eigene Angst im Weg...
    Nach ein paar Gaben schon, hat sie die Dalmatinerhündin von einer Freundin zum Spielen aufgefordert. Das hätt ich nie für möglich gehalten. Sie ist jetzt auch viel entspannter und geht auf andere Hunde zu.
    Das wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit, bei mir hats super geholfen.

  • Hi Michaela


    Ich wünsche Dir, daß Du und Dein Mika den Schock bald überwindet und Du wieder entspannt zu Deiner Schwester gehen kannst.
    Und wie @maraka schon so schön geschrieben hat, alles braucht seine Zeit und Du bestimmst das Tempo.


    Schade, daß es bei Dir keinen guten Hundetrainer gibt :ungeduld: Gibt´s doch gar nicht 8|
    Nehm´doch einfach mal Kontakt auf und unterhalte Dich mit dem/der TrainerIN, wenn Dein Bauchgefühl "Ja" zu dieser Person sagt, und Du siehst, wie diese Person mit Deinem Mika umgeht und Dir das gefällt, kannste ja mal ein paar Einzelstunden nehmen.
    Und wenn Du dann doch merken solltest, daß es zwischen Euch nicht paßt, dann läßt Du es eben wieder.


    Viel Glück und vielleicht findest Du einen tollen HT, der Dich eine zeitlang begleitet.
    Ich weiß ja nicht wo Du wohnst, aber hier kannst Du ja mal schauen, ob da was für Dich dabei ist.


    Liebe Grüße Steffi

  • Hallo,


    und danke für eure Antworten!
    Ich bemühe mich sehr, locker zu bleiben, und wenn ich die Hunde, die uns so begegnen, kenne, ist das auch ok. Bei fremden frei laufenden ist mir schon etwas mulmig, aber bisher hat Mika alles gut geregelt, indem er einfach zu mir kommt, wenn es ihm zu viel wird, aber mittlerweile auch wieder auf Hunde zu geht.


    Die Situation mit der Hündin meiner Schwester war schon ernst, wären wir nicht dazwischen gegangen und hätten - um ehrlich zu sein mir aller Kraft und wenig Rücksicht - die zwei großen nicht wegzerren können, wäre es wohl böse aus gegangen. So spielte sich alles in wenigen Sekunden ab, die mir wie Stunden vorkamen! Harmlose Rangeleien gab es draußen mit fremden Hunden als auch mit diesen beiden schon mal, auch lautstarkes Verwarnen - da erschrickt man kurz, aber das ist halt hundetypisches Verhalten und war nie gefährlich oder so. Daher hat mich dieser Tag so fertig gemacht - Mika hätte tatsächlich schwer verletzt werden können, das war kein Verwarnen mehr. Vier Erwachsenen haben die Hunde trennen müssen, und das nicht gerade sanft. Daher will ich auch nicht mehr, daß die vier in dieser (wirklich riesigen) Wohnung aufeinander treffen - ich wäre dort nie mehr entspannt, und das würde sich bestimmt übertragen. Draußen möchte ich sie aber schon wieder zusammenführen.


    Also, es scheint sich alles zu regeln, ich bin gespannt, wie er reagiert, wenn wir sie draußen wieder treffen. Bisher legt er sofort die Ohren an und leckt sich die Lefzen, wenn ich die Namen der Hunde erwähne...


    Liebe Grüße,
    Michaela

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